Gut zu wissen – Alles über Trainingsflüge mit Verkehrsflugzeugen
am Kassel Airport
Warum sind sog. Trainingsflüge mit Verkehrsflugzeugen notwendig?
Zur Ausbildung von Piloten auf einzelnen Flugzeugmustern und zur Inübunghaltung gehören regelmäßige Trainings- und Befähigungsprüfungsmaßnahmen. Diese bestehen aus Theoriemodulen, Simulatorausbildungen und auch aus real durchgeführten Flügen ohne Passagiere. Diese Maßnahmen werden gesetzlich gefordert, Art und Umfang sind genau festgelegt.
Warum werden so viele „Runden“ an einem einzelnen Flugplatz geflogen?
Bei den praktischen Trainings wird neben Streckenflügen, eine recht hohe Zahl von Starts und Landungen gefordert. Diese Zahl von Starts und Landungen an verschiedenen Flugplätzen zu absolvieren würde bedeuten, dazwischen immer die Distanz zum jeweils nächsten geeigneten Flugplatz fliegen zu müssen. Das würde dann zu vollkommen unnötigem Treibstoffverbrauch, zu unnötigen Kosten und zu einer nicht vertretbaren Belastung der Umwelt führen.
Deshalb werden die Start- und Landetrainings – meist im Block für gleich mehrere Piloten – an einem Flugplatz absolviert. Um die Flugzeit pro Start / Landung, die damit verbundenen (Zusatz-) Kosten und die Umweltbelastung möglichst klein zu halten, entfernt sich das Luftfahrzeug dabei möglichst wenig vom Flugplatz, sondern fliegt kleine Runden (sog. „Platzrunden“) in der unmittelbaren Nähe des Flugplatzes.
Warum wird am Kassel Airport so oft mit großen Flugzeugen geübt?
Die Nutzung von Kassel Airport für Trainings mit großen Verkehrsflugzeugen ist vergleichsweise sehr gering. In den vergangenen Jahren waren es i.d.R. nur wenige Tage pro Jahr, an denen geübt wurde. Betrachtet man die Zahl von mehreren tausend Berufspiloten auf Verkehrsflugzeugen in Deutschland und das damit verbundene Aufkommen praktischer Einweisungen und Überprüfungen, wird schnell klar, dass die allermeisten Trainingsflüge eben nicht in Kassel, sondern an anderen deutschen Flughäfen stattfinden.
Tatsächlich gehören Trainingsflüge mit Verkehrsflugzeugen zum Alltag jedes deutschen Flughafens. Separate „Trainingsflughäfen“, die in einer menschenleeren Umgebung liegen und trotzdem für die Airlines erreichbar sind, gibt es übrigens nicht.
In welche Flughöhen werden Platzrunden durchgeführt?
Ganz besonders bei den großen Verkehrsflugzeuge, die gelegentlich Trainingsflüge am Flughafen Kassel durchführen, erscheint die Flughöhe sehr niedrig. Das liegt daran, dass die Flugzeuge groß sind und daher schon optisch sehr nah bzw. tieffliegend erscheinen. Tatsächlich gibt es gesetzliche Vorschriften für die Flughöhe, die ein Flugzeug tatsächlich haben darf. Diese sogenannte Sicherheitsmindesthöhe beträgt 300 m. Sie darf nur für Starts und Landungen unterschritten werden. Die Fluglehrer der Trainingsflüge achten bei den Flügen sehr genau darauf, dass diese Flughöhe auch wirklich eingehalten wird; schließlich soll bei den Trainingsflügen auch das mit dem Luftrecht konforme Fliegen trainiert werden.
Dürfen Ortschaften überflogen werden?
In den Veröffentlichungen für die Luftfahrt, die jeder Pilot vor Antritt eines Fluges sorgfältig durcharbeiten muss, ist der Hinweis auf lärmempfindliche Wohngebiete in der Umgebung des Flugplatzes gegeben, deren Überflüge zu vermeiden sind. Grundsätzlich verboten ist es jedoch nicht, Ortschaften zu überfliegen. Wenn dies vorkommt, kann es flugbetriebliche Gründe geben und dient alleine der sicheren Durchführung des Fluges.
Wenn doch einzelne Bewohner über eine Belästigung durch Trainingsflüge klagen – warum verbietet Kassel Airport solche Flüge nicht rigoros?
Kassel Airport ist als Verkehrsflughafen zugelassen. Das bedeutet, dass er grundsätzlich allen Arten von Flugverkehr offenzustehen hat, für die die Zulassung gilt. Dazu gehören Passagier- und Frachtflüge, Werkstatt- und Wartungsflüge, Helikopter und Luftsportgeräte, aber auch Ausbildungs- und Prüfungsflüge. Sie sind gewissermaßen Bestandteil des „Auftrags“, den der Flughafen Kassel hat.
Weil solche Flüge elementarer Baustein der Sicherheit im Luftverkehr sind, sind sie durch Kassel Airport auch grundsätzlich sehr erwünscht. Schließlich sollen alle Kasseler Passagiere von gut ausgebildeten und regelmäßig überprüften Piloten geflogen werden.
Was hat der Flughafen von den Flügen, außer manchmal Ärger mit den Nachbarn?
Unabhängig davon, dass die Betriebssicherheit des Flughafens steigt, wenn Piloten gut ausgebildet und geübt sind, profitiert Kassel Airport natürlich auch finanziell durch die Entgelte, die für die Nutzung zu bezahlen sind. Je nach Art des Luftfahrzeugs und konkreter Nutzung können die dafür durch die Airline an einem einzigen Tag zu zahlenden Beträge sich zu einer Gesamtsumme in beträchtlicher Höhe addieren.
Diesen Erträgen stehen nur minimale Aufwendungen entgegen, denn die Flugzeuge nutzen meist lediglich die Infrastruktur und benötigen i.d.R. keine aufwändigen Services.
Insofern helfen die daraus zu erzielenden Einnahmen dem Kassel Airport, das Ziel einer stetigen Reduktion des Jahresdefizits zu erreichen, das ja durch die öffentliche Hand ausgeglichen wird.
Werden die Anwohner jetzt nachts aus den Betten gerissen durch Verkehrsflugzeuge, die Übungsflüge absolvieren?
Aus vielen Gesprächen und Erfahrungen wissen wir, dass die frühen Morgen- und späten Abendstunden genauso sensibel sind wie die eigentliche Nachtzeit. Deshalb lassen wir solche wiederholten Flüge in der Platzrunde morgens, abends und nachts nicht zu und haben die Airlines bereits entsprechend informiert. Für jedes einzelne Vorhaben stehen wir in Kontakt zur Fluggesellschaft und versuchen, zwischen den Bedürfnissen der Anwohner und den Notwendigkeiten der Airline zu verhandeln, um die optimalen Zeitfenster zu finden.
Was ist mit Wochenenden und Feiertagen?
An Wochenenden und Feiertagen, an denen insbesondere im Sommerhalbjahr viele Menschen zuhause sind, haben wir die Nutzung des Flughafens für solche Flüge mit Verkehrsflugzeugen für die Zukunft untersagt.
Werden zukünftig mehr Trainingsflüge am Kassel Airport durchgeführt?
Kassel Airport vermarktet die Möglichkeit, in Calden mit Verkehrsflugzeugen zu trainieren, nicht aktiv. Wenn wir von einer Fluggesellschaft angefragt werden, versuchen wir einen modus operandi zu finden, der allen gerecht wird, und sagen dann zu oder ab. Es ist nicht die Absicht, die Zahl der Tage, an denen solche Flüge durchgeführt werden, signifikant zu erhöhen, sondern es soll weiterhin bei wenigen (Werk-)Tagen pro Jahr bleiben.
(Stand 13. August 2019)